Autorin: Michaela Gabriel
Sport ist ein Türöffner,eine Möglichkeit, sich selbst und anderen etwas zu beweisen und sich abzureagieren. Der Acherner Stadtrat Wolfgang Fischer hat drei Jugendlichen aus Eritrea die Türen geöffnet, damit sie einmal pro Woche in einem Fitnessstudio trainieren können. Die Leiterin des stationären Jugendwohnens in Achern, Hanna Ullrich vom Internationalen Bund, ist sehr dankbar für das Engagement von Freie-Wähler-Stadtrat Wolfgang Fischer. Die drei Jugendlichen aus Eritrea »sind sehr auf Fitness bedacht und haben sich das gewünscht«, in ein Fitnessstudio gehen zu können. Von ihrem Taschengeld könnten die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge einen Trainingsvertrag nicht finanzieren.
Seit April gehen sie motiviert und zuverlässig zu einem zugewiesenen Termin in das Bold-Gebäude an der Rennwiese. Lukas Ehmann, Sportwissenschafter und Manager des Fitnessstudios im »Centrum für Orthopädie und Sportmedizin « (CeOS), hat dafür gesorgt, dass sie nach Eingangstests mit Trainingsplänen für ein gesundes Ganzkörpertraining versorgt werden.
Soziale Verantwortung
»Gesundheit fördern zu können, ist für uns das Beste überhaupt«, sagt er. Jungen Flüchtlingen weiterzuhelfen bei der Integration betrachte er als ein Stück soziale Verantwortung. Das CeOShabe auch schon die Kleiderkiste der Diakonie unterstützt. Die jungen Leute hätten sich unproblematisch ins Training eingefügt, das noch bis Ende September dauert.
»Ich war früher selbst in fünf Sportvereinen, hatte jeden Tag Training«, erzählt Wolfgang Fischer vom Arbeitskreis Migration Achern aus seiner Jugend. Beim Sport habe er Freunde kennen gelernt. »Dabei muss man Rücksicht auf andere nehmen und sich auch mal durchsetzen«, erinnert er sich. Deshalb sei es ihm so wichtig, dass junge Migranten über den Sport in ihrer neuen Lebenswelt gut ankommen. Die Schützlinge des Internationalen Bundes habe er schon vor längerer Zeit zum Fußballtraining zum VfR Achern und an den Leichtathletik- und Breitensportverein Achern (LBV) vermittelt und sie dafür aus Spendenmitteln ausgestattet. Heute spielen mehrere von ihnen in der A- und B-Jugend des VfR. Einige seien so gute Läufer, dass sie bei der Badischen Meile in Karlsruhe starten und gute Ergebnisse erzielten, berichtet Hanna Ullrich.
Vielmals Danke
Bahata Rezene (18), Danil Gebrehiwot (19) und Hissen Abibekir (18) üben zusätzlich im Fitnessstudio Klimmzüge, gehen an die Hanteln und stärken Rücken- und Bauchmuskulatur. Der Sport sei wichtig für die Gesundheit, sagt Bahat Rezene. Er wolle vielmals Danke sagen für diese Möglichkeit und dafür, dass Wolfgang Fischer manchmal auch mit ihnen Fußballspiele im Fernsehen anschaue. Ob sie im Herbst weiterhin Krafttraining machen können, wissen sie noch nicht. Weil der engagierte Stadtrat und Kinderarzt im Ruhestand aber immer neue Wege sucht, ihnen bei der Integration zu helfen, können sie auf eine Fortsetzung ihrer sportlichen Tätigkeit zumindest hoffen. »Diese Möglichkeit ist wirklich ein großes Geschenk«, weiß Hanna Ullrich. Der Sport unterstütze stark das seelische Wohlbefinden der jungen Leute, die von ihren Familien getrennt seien. Jeder von ihnen sei mit Belastungen in Achern angekommen. Sie sei sehr dankbar, dass Wolfgang Fischer sich der Jungs so großartig annehme.
Hintergrund
Gut angekommen: In der Einrichtung des Internationalen Bundes in der Friedrichstraße in Achern leben 13 Jungen zwischen 16 und 19 Jahren. Sie kommen aus Eritrea, Afghanistan, Guinea, Gambia und Syrien und werden von sieben Pädagogen begleitet. Vier von ihnen sind bereits in Ausbildung: zum Hotelfachmann im Hotel Sonne Eintracht, zum Bäcker bei der Firma Wüst, zum Maurer bei der Firma Bold und zum Metallbauer in Ulm. Mehrere haben gerade ihren Hauptschulabschluss geschafft und gehen weiter auf die Beruflichen Schulen. Einige absolvieren zur Zeit Ferienjobs, einer beginnt im September eine Lehre zum Bodenleger.